Technische Interoperabilität

Technische Standards

Damit das Gesamtsystem des elektronischen Patientendossiers (EPD) funktioniert, braucht es klare Absprachen und Regeln zwischen allen teilnehmenden Akteuren sowohl auf organisatorischer wie auch auf technischer und semantischer Ebene. Für einen durchgängigen Informationsfluss müssen die relevanten IT-Systeme miteinander interoperabel verbunden sein.

Die Schweizer eHealth-Architektur basiert weitgehend auf etablierten internationalen und nationalen Standards. Damit kann die Schweiz von Erfahrungen aus Umsetzungsprojekten aus der ganzen Welt profitieren. Für gewisse Schweiz-spezifische Anforderungen, mussten jedoch eigene Vorgaben erlassen werden.

Illustration Technical Interoperability

IHE ist eine internationale Initiative mit dem Ziel, den technischen Datenaustausch und die Interoperabilität von IT-Systemen im Gesundheitswesen zu verbessern. Sie fördert existierende Standards wie DICOM oder HL7 und deckt klinische Anforderungen im Datenaustausch ab. Dazu wurden IHE Technical Frameworks erarbeitet, welche beschreiben, wie die existierenden Kommunikationsstandards eingesetzt werden, um einen fehlerfreien Datenaustausch zu ermöglichen.

In den IHE Technical Frameworks werden Anwendungsszenarien beschrieben, in denen Interaktionen zwischen mehreren Computersystemen erforderlich sind. Am sogenannten IHE Connectathon werden die Integrationen getestet. Firmen, welche die Anforderungen der IHE Integrationsprofile abdecken, können daran teilnehmen.

Für spezifische Umsetzungsprojekte wie das EPD sieht IHE International vor, dass projektspezifische «Projectathons» z.B. auf nationaler Ebene angelehnt an den IHE Connectathons durchgeführt werden dürfen.

Externer Link: Informationen zum nächsten IHE Connectathon in Europa

Interner Link: EPD-Projectathon

IHE wurde im Jahr 1998 in den USA von den Organisationen HIMSS (Healthcare Information and Management System Society) und RSNA (Radiology Society of North America) ins Leben gerufen. Mittlerweile ist IHE zu einer weltweiten Initiative mit mehreren Länderorganisationen geworden und so wurde im Jahr 2010 in der Schweiz die IHE Suisse gegründet. Der Verein IHE Suisse engagiert sich für die Umsetzung der Strategie eHealth Schweiz 2.0. IHE Suisse ist die nationale Plattform zur Erarbeitung und Evaluation von IHE-Profilen sowie das Bindeglied zu IHE International, damit auch Schweizer Anforderungen in die internationalen IHE Profile einfliessen können.

Externer Link: IHE Suisse

Externer Link: IHE International

Externer Link: HIMSS

Externer Link: Auslegeordnung: IHE, HL7, FHIR (3.1 MB, 03.10.23)

Externer Link: Overview: IHE, HL7, FHIR (2.5 MB, 03.10.23)

Der speziell für das Gesundheitswesen entwickelte internationale Datenstandard HL7 ermöglicht die Kommunikation und Kooperation zwischen nahezu allen Institutionen und Bereichen des Gesundheitswesens. HL7 ist 1987 in den USA entstanden und liefert in erster Linie Spezifikationen für die Darstellung von medizinischen Daten und Informationen, welche mittels verschiedener Kommunikationsprotokolle transportiert werden können. Die Kommunikationsprotokolle selber sind nicht Gegenstand von HL7. Diese Tatsache will die Bezeichnung «HL7» ausdrücken: HL7 bewegt sich ausschliesslich auf der 7. Schicht – die sogenannte Applikationsschicht –des ISO/OSI-Schichtenmodells der Kommunikation.

Im Kontext von eHealth in der Schweiz ist HL7 vor allem für die Nachrichtenübertragung verwendet. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der IHE-Profile, die im EPD gesetzlich gefordert werden. 

Externer Link: HL7 Schweiz

Externer Link: HL7 international

Refdata ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, die wichtige Marktpartner des Gesundheitswesens in einer Stiftung vereint. Sie bezweckt durch die standardisierte Digitalisierung die Erhöhung der Medikationssicherheit, die Behandlungsqualität und die damit verbundene Patientensicherheit. Sie schafft zu diesem Zweck eine gemeinsame Datenbasis von öffentlich zugänglichen Informationen zu Personen, Organisationen, Institutionen, Produkten und Objekten des Gesundheitswesens. Zu diesem Zweck lizenziert die Stiftung Refdata GS1 Nummernkreise und betreibt im Auftrag von eHealth Suisse den für das schweizerische Gesundheitswesen. Der OID-Knoten 2.16.756.5.30 «eHealthsuisse» umfasst eindeutige Kennzeichnungen von Objekten aller Art in der Domäne wie zum Beispiel IT-Systeme, Dokumente, Nachrichten, Zertifikate oder Klassifikationen.

Externer Link: Refdata

GS1 Switzerland ermöglicht Lösungen für effizientere Wertschöpfungsnetzwerke mit Hilfe globaler Standards. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern erarbeitet GS1 Standards und Prozessempfehlungen und schafft Nutzen für alle Beteiligten. Dabei werden Unternehmen bei der Optimierung ihrer Waren-, Informations- und Werteflüsse unterstützt und praxisnahes Wissen vermittelt. GS1 Switzerland ist ein Verein mit Sitz in Bern und Teil der in 140 Ländern tätigen not-for-profit Organisation GS1.

Die GS1 Standards umfassen:

  • Weltweit eindeutige Identifikationsschlüssel wie z.B. GTIN (Global Trade Item Number), GLN (Global Location Number), GSRN (Global Service Relation Number) und weitere.

  • Datenträger wie z.B. EAN-13 (1D-Barcode), GS1 DataMatrix (2D-Barcode) oder RFID-Tags. In der Gesundheitsbranche hat sich die GS1 DataMatrix weltweit zur Identifikation von Medikamenten, Medizinprodukten oder Patienten durchgesetzt.

  • Semantik für die Beschreibung der identifizierten Objekte wie z.B. im Kontext von Medikamenten das Verfalldatum, die Chargennummer oder die Seriennummer.

  • Prozesse zur Synchronisation von Produkt-Katalogen, für die Automatisierung von Bestell-/Liefer-/Zahlungsprozessen, zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit.

  • Anwendungen im Gesundheitswesen zur Identifikation von Arzneimitteln und Medizinprodukten, Akteuren des Gesundheitswesens, Master Patient Index im Rahmen des EPD und Nachrichtenstandards für die Digitalisierung des O2C-Cycles

Damit die weltweite Eindeutigkeit der GS1 Identifikationsschlüssel garantiert werden kann, müssen die Nutzer der GS1 Standards semantische Richtlinien einhalten, die in den «GS1 General Specifications» festgehalten sind. Zur Nutzung der GS1 Standards ist eine Mitgliedschaft bei einer nationalen GS1 Organisation Pflicht, um Nummernkreise lizenzieren zu können.

Externer Link: Weitere Informationen über GS1 Switzerland

Externer Link: GS1 General Specifications